Durch den Gewinn des EM-Titels hat der deutsche Schwergewichtsboxer Agit Kabayel die Tür zu einem baldigen WM-Kampf in der Weltspitze etwas weiter aufgestoßen. «Ich bin ready für die Weltmeisterschaft. Ich habe heute gezeigt, dass ich auch mal ein bisschen einstecken kann, statt nur zu verteilen», sagte der 30 Jahre alte Bochumer nach dem Gewinn seines zweiten Europameisterschaftstitels am Samstag in seiner Heimatstadt.
Nach einem kurzen, aber intensiven Schlagabtausch besiegte er den Kroaten Agron Smakici durch technischen K.o. in der dritten von zwölf angesetzten Runden und bewies seine Comeback-Fähigkeiten. So sicherte er sich in der RuhrCongress-Halle erneut die Auszeichnung des europäischen Kontinentalverbands EBU und erhöhte die Aussichten auf einen künftigen WM-Titelkampf.
Schlaghagel in der zweiten Runde
Dabei sah es zunächst nicht unbedingt nach einem Sieg aus: Der 107 Kilogramm schwere Boxprofi startete gegen Smakici etwas nervös in seinen 23. Profikampf. In der zweiten Runde kam der gewohnt wuchtige Athlet besser hinein, kassierte jedoch in der zweiten Runde einen Schlaghagel, der ihn kurz in die Seile beförderte.
Anschließend wirkte der Kroate aber so, als habe er sich leicht verausgabt. Unter lautstarken «Agit»-Rufen des Publikums kam der schwer am rechten Auge getroffene Lokalmatador Kabayel in der dritten Runde beeindruckend zurück und setzte Smakici immer mehr unter Druck, bis der 110 Kilogramm schwere Kontrahent mehrere Treffer kassierte und der Kampf durch technischen K.o. entschieden wurde.
Als Vorsichtsmaßnahme ließ sich Smakici später im Krankenhaus behandeln, wie der SES-Boxstall mitteilte. Kabayel, der zum ersten Mal in seiner Heimatstadt antrat, musste eine Platzwunde am Auge behandeln lassen. Gesundheitlich gehe es ihm aber gut, teilte er nach dem Kampf mit. «Nach 23 Profikämpfen habe ich das erste Mal einen Cut in meinem Leben gehabt», gab Kabayel zu. Insgesamt wertete er seine sportliche Leistung als «gute Werbung» fürs Boxen. «Ich hoffe, dass wir den deutschen Boxsport mit diesem Kampf wiederbelebt haben», sagte Kabayel.
Kabayel, der «Ruhrpott-Junge»
Der in Bochum aufgewachsene «Ruhrpott-Junge» war bereits zwischen 2017 und 2019 Träger des EM-Titels der EBU gewesen. Den Gürtel legte er dann aber freiwillig nieder, um in den USA seine Karriere unter lukrativeren Rahmenbedingungen voranzutreiben, was letztlich von der Corona-Pandemie und Visa-Problemen durchkreuzt wurde.
Auch in der WBC-Wertung rückt Kabayel nun dank des Erfolgs weiter vor, so dass er künftig erneut Kämpfe gegen die Weltspitze einfordern kann. Derzeit heißt der amtierende WBC-Titelträger Tyson Fury. Kabayel kennt ihn bereits, war 2016 Sparringspartner des Briten. 2020 kam ein Aufeinandertreffen der beiden nicht zustande. Auf solche Duelle fiebert Kabayel nun hin.
Auf seinen Schultern ruhen die Hoffnungen, den deutschen Boxsport wieder populärer zu machen. Würde er einen WM-Titelkampf gewinnen, wäre er der erste deutsche Champion in dieser Klasse seit Max Schmeling. Vor dem Kampf gegen Smakici bekräftigte Kabayel: «Es ist mein größtes Ziel im Leben, Weltmeister im Schwergewicht zu werden.» Seinem Boxstall gab er nach dem Gewinnt des EM-Titels eine Aufforderung mit: «Das ist so eine schöne Atmosphäre hier. Bochum, ich denke, wir sehen uns dieses Jahr nochmal.»